Gastbeitrag von Dirk Mittelstädt
Inmitten der Mecklenburgischen Seenplatte befindet sich seit 800 Jahren ein Kloster. Malerisch am See gelegen, prägt es die Geschichte des Dorfes Dobbertin. Als Benediktinerkloster im Jahre 1200 gegründet und später als Nonnenkloster und Stift für Adelsdamen genutzt, werden heute in den umfangreich sanierten historischen Gebäuden Menschen mit Behinderungen betreut. Das Kloster war und ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor in der Region und zieht gleichzeitig jedes Jahr Tausende Touristen in seinen Bann. Das Ensemble wird ergänzt durch die im Dorf liebevoll restaurierten historischen Fachwerk- und Backsteingebäude.
So konnte in den letzten Jahrzehnten hier ein anziehender Standort für Tourismus - und Handwerk gleichermaßen erhalten und ausgebaut werden. Es verwundert nicht, dass sich mittlerweile über 80 Handwerks- und Gewerbetreibende hier angesiedelt haben, darunter auch zwei Hotels, zahlreiche Ferienwohnungen und eine Wildmanufaktur. Wir können heute sagen, dass dies auch Ergebnis einer kontinuierlichen Gemeindepolitik war, die immer langfristig und für Generationen vorausschauend Entwicklungen prägte und trotz klammer Kassen immer wieder Projekte verwirklichen konnte. Dies kam nicht nur Tourismus und Handwerk, sondern auch gleichzeitig den Einwohnern zugute. So entstanden im Projekt „Dorf im Dorf“ 26 barrierefreie altersgerechte Wohnungen, die sich großer Beliebtheit erfreuen und gleichzeitig einen Baustein zur Bewältigung des demografischen Wandels darstellen.
Nachdem unsere Gemeinde 2004 mit dem europäischen Dorferneuerungspreis für komplexe Dorfentwicklung ausgezeichnet wurde, stand die Teilnahme an Wettbewerben nicht mehr unbedingt im Vordergrund. Teilnahmen sind immer auch mit hohem Zeit- und Personalaufwand verbunden. Nachdem aber unsere Nachbargemeinde Lohmen beim Bundeswettbewerb „Unser Dorf soll schöner werden, unser Dorf hat Zukunft“ ausgezeichnet wurde, reifte der Gedanke, dass auch Dobbertin (und doch wohl erst recht Dobbertin) in einem solchen Wettbewerb Chancen haben dürfte.
Dirk Mittelstädt (Jahrgang 1969) wuchs in der Region auf, in der er auch heute noch lebt. Der Vater von zwei Kindern ist studierter Verwaltungswirt und hat einen Masterabschluss in Integrativer Stadt-Land-Entwicklung der Hochschule Wismar. Mittelstädt ist nach 14 Jahren beruflicher Tätigkeit in Berlin 2004 wieder ganz nach Mecklenburg zurückgekehrt. Nach jahrelanger ehrenamtlicher Gemeindevertretung wurde Dirk Mittelstädt 2011 ehrenamtlicher Bürgermeister in Dobbertin. Seit 2015 ist er zudem ehrenamtlicher Amtsvorsteher im Amt Goldberg-Mildenitz und betreibt eine ökologische Landwirtschaft im Nebenerwerb.
Aber wie schafft man es, möglichst alles, was Dobbertin ausmacht, zu zeigen und zu erklären, wenn man nur einen ganz eng begrenzten Zeitrahmen hat? Wie kann man in kurzer Zeit die zahlreichen Ehrenamtlerinnen und Ehrenamtler in unseren zehn Vereinen würdigen und gleichzeitig die privaten und gemeindeeigenen Projekte in der Dorfentwicklung vorstellen?
Sicherlich standen die wichtigsten Punkte, die unseren Ort so lebenswert machen, schon fest: die zahlreichen historischen Gebäude und die vielen wirtschaftlichen Aktivitäten, wie zum Beispiel unser CAP-Einkaufsmarkt, die Klosterwerkstätten, die zahlreichen Tischlereien oder der Hofladen der Agrargenossenschaft. Aber wie präsentiert man all unser ehrenamtliches Engagement im Dorf? Es entstand die Idee eines Marktplatzes der Vereine. Jeder Verein, ob Reitverein, Drachenbootverein, Orgelverein, Angelverein, Sportverein, Heimatverein, Feuerwehr oder die Kirchgemeinde, sollte die Möglichkeit bekommen, nach der obligatorischen Dorfbesichtigung seine Arbeit im Gemeindezentrum vorzustellen. Die vielen aktiven Vereine machen unser Dorf ein gutes Stück aus. Sie sind Grund dafür, warum man in Dobbertin so gut leben kann.
Dobbertin zeichnet sich zudem auch durch eine einmalig schöne Lage aus. Wir bewahren dies durch ein hohes naturschutzfachliches Engagement im Naturpark Nossentiner Schwinzer Heide. Dies ist ein bedeutender Baustein im Dorfleben, genauso wie unser neues Projekt: das Gesundheitszentrum. Es entsteht in den nächsten zwei Jahren auf dem Areal eines denkmalgeschützten reetgedeckten Hallenhausensembles. Letztlich haben wir alle den Preis gewonnen, indem wir Dobbertins gut erhaltene historische Bausubstanz aufgezeigt haben, aber auch das große Engagement und die vielfältigen Lebensperspektiven unserer Bewohnerinnen und Bewohner – ob jung oder älter.
Die gewonnenen Prämien wurden für die Bewohnerinnen und Bewohner, aber auch für die touristische Infrastruktur genutzt. So konnten etwa die Badeinsel wiederbelebt und ein neuer Badesteg am Campingplatz geschaffen werden. Einheimische und Gäste nutzen ihn rege.
Unser besonderer Dank gilt daher allen, die sich in unserer Gemeinde zu jeder Zeit mit großem Engagement den kleinen und großen Aufgaben widmen, auch wenn deren Ergebnisse nicht immer so deutlich zu sehen sind, wie zum Beispiel in diesem Jahr auf der Weihe unserer neuen Orgel in der Klosterkirche oder dann am 3. Oktober dieses Jahres auf dem 30. Landeserntedankfest im Klosterpark in Dobbertin. Viele Hände und viele Köpfe sind notwendig, damit es auch weiterhin heißt: „Unser Dorf hat Zukunft“.