Gastbeitrag

Meine Vision: digitale Experten im Stall und auf dem Feld

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Gastbeitrag von Dr. Philipp Wree, Abteilungsleiter „Smart Farming“ am Fraunhofer IGD

Smart Farming kann vieles sein. Auf jeden Fall ist es mehr als ein „Mode-Begriff“. Smart Farming beschreibt den Einsatz digitaler Technologien in der Landwirtschaft. Das Ziel: intelligente, datengetriebene Entscheidungen möglichst automatisiert umzusetzen. Dabei kommen Sensoren, intelligente Bildauswertungen, z. B. von Satellitenbildern, oder autonome Fahrzeuge zum Einsatz. Wir möchten die Herausforderungen der Landwirtschaft, die sich aus wirtschaftlichen Erwägungen, dem Bedarf an Fachkräften und steigenden Ansprüchen der Gesellschaft an Nachhaltigkeit, Umwelt- und Tierschutz ergeben, mit digitalen Lösungen voranbringen.

Ich bin in Rostock zur Schule gegangen und nun, nach einigen Jahren, zurück nach Mecklenburg-Vorpommern gekommen. Für unsere Vorhaben im Bereich Smart Farming bietet das Land einfach beste Voraussetzungen. Nicht alle Landwirte überall sind gleich offen für Neuerungen. Hier in Mecklenburg-Vorpommern herrschen dagegen eine sehr große Aufgeschlossenheit und ein großer Innovationsgeist bei den Landwirten.

Dr. Philipp Wree im Gespräch bei Feldversuchen mit Prof. Dieter Fellner, dem Institutsleiter des Fraunhofer IGD, und Drohnenpilot Sebastian Krauleidis. (Bild: Fraunhofer IGD)

Ich erlebe hoch professionalisierte Landwirtschaftsbetriebe, die als Innovationstreiber fungieren und echte Vorbilder sind. Wir arbeiten eng mit Landwirtinnen und Landwirten zusammen, die uns auf Ideen und Entwicklungen ein direktes, authentisches Feedback geben und uns wertvollen Input liefern – über das, was theoretisch und technisch überhaupt möglich und umsetzbar wäre. Hinzu kommt, dass MV vornehmlich sehr große Betriebe hat, die schon wegen dieser Größe auf technologische Unterstützung setzen. Sie sind offen und in der Lage, neue Ideen und Konzepte einfach mal zu testen. Auch so entstehen Lösungen: durch das Ausprobieren.

Kurzbiografie

Dr. Philipp Wree ist seit 2022 Leiter der neuen Abteilung „Smart Farming“ am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung IGD in Rostock. Dr. Wree studierte Forst- und Agrarwissenschaften und promovierte zum Thema „Sozioökonomische Bewertung von Innovationen in der Landwirtschaft“. Anschließend sammelte er Erfahrungen als R&D Manager in der Industrie – und als Berater im Business Consulting Erfahrungen in der Digitalisierung der Landwirtschaft. Bei Fraunhofer begeistert ihn, als Schnittstelle zwischen Forschung und Anwendung Innovationen mitgestalten zu können. Ihn treibt die Frage: Wie können moderne digitale Technologien die Landwirtschaft ressourceneffizienter und nachhaltiger gestalten?

Wir haben in Mecklenburg-Vorpommern eine sehr starke Infrastruktur im Bereich der Agrarforschung. Dazu gehören u. a. – neben den innovationsbereiten Landwirten – die agrarwissenschaftliche Fakultät der Universität Rostock, die Universität Greifswald, die sich viel mit dem Thema Moore und Moorschutz beschäftigt, das Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummerstorf, die Versuchsgüter in Tellow und Dummerstorf, das Julius Kühn-Institut (JKI) Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen, die Hochschulen Neubrandenburg und Stralsund sowie die Landesversuchsanstalten.

Wir vom Fraunhofer IGD sind mit allen Akteuren vernetzt und versuchen, die wissenschaftlichen Erkenntnisse in Kombination mit den Ansprüchen und Rückmeldungen aus der Praxis in digitale Lösungen zu übersetzen. Als Technologie-Institut arbeiten wir interdisziplinär, in Kooperation mit der Praxis oder anderen Forschungsdisziplinen und -initiativen.

Ein Beispiel: Die Stallanlagen des FBNs. Sie dienen als Modellbetriebe und stellen für uns eine wichtige Entwicklungs- und Testumgebung für digitale Lösungen im Forschungsbereich des Schutzes der Tiere und des Tierwohls dar. Es geht uns darum, Tierwohl zu objektivieren. Nicht nur Expertinnen und Experten sollen in der Lage sein, Haltungsbedingungen für ein Tier prüfen zu können. Deshalb sollen Kameras künftig mit einer entsprechend angelernten künstlichen Intelligenz Smart-Farming-Anwendungen, also das Know-how des Landwirts, digitalisieren und so zu „digitalen Experten“ werden.

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