Neubrandenburger Start-Up Osentec entwickelt sensorische Sohlen
Autorin: Janet Lindemann
Das Wichtigste an einem Schuh ist die Schuhsohle. In einem EU-geförderten Forschungsprojekt wurde in Mecklenburg-Vorpommern nun eine Schuhsohle entwickelt, die sogar Entzündungen aufspüren kann. Produziert wird sie von der Firma Osentec in Neubrandenburg und Greifswald.
Krankheiten wie Diabetes bringen viele Einschränkungen mit sich, weiß Lars Eschenburg. Sein Großvater litt an der nicht seltenen Stoffwechselerkrankung. „Jeder vierte Diabetiker leidet am diabetischen Fußsyndrom. Zwischen 40.000 und 50.000 Amputationen werden jedes Jahr durchgeführt“, sagt Lars Eschenburg.
Jeder vierte Diabetiker leidet am diabetischen Fußsyndrom. Zwischen 40.000 und 50.000 Amputationen werden jedes Jahr durchgeführt.
Lars Eschenburg
Schuhsohle erkennt Entstehung von Wunden
In einem EU-geförderten Forschungsprojekt wurde eine Schuhsohle entwickelt, die Wunden und Geschwüre vor der Entstehung erkennen kann. Die Schuhsohle heißt Osentec Smart Sensory Insole. Der Firmenname leitet sich von „orthopädische Sensortechnologie“ ab.
„Auf den ersten Blick sieht die Sohle wie eine herkömmliche Einlegesohle aus“, erklärt der Mitgründer und Geschäftsführer Lars Eschenburg, „doch an der Unterseite befindet sich ein Gehäuse für Elektronik.“ In dem Gehäuse ist eine kleine Platine verbaut, die Messungen speichert, und außerdem eine Batterie. Damit die Sensorschicht den Trittbelastungen standhält, ist sie flexibel. Diese Sensoren messen die Temperatur am Fuß. Ein Algorithmus übermittelt die Daten an das Smartphone der Trägerin bzw. des Trägers. Stellt der Algorithmus in der App „osentec Foot Guard“ eine Temperaturdifferenz fest, erhalten die Patienten ein Signal, das den möglichen Hinweis auf eine Entzündung am Fuß gibt.
Prototyp über mehrere Jahre entwickelt
Das Forschungsprojekt fand von 2018 bis 2021 statt und war ein Verbundforschungsprojekt zwischen der Firma Orthopädie-Technik-Service aktiv (OT aktiv), Gesellschafter der Firma Osentec, und dem Klinikum Karlsburg. In diesen fünf Jahren ist ein Prototyp entstanden, den die Firma Osentec zu einem Produkt weiterentwickelt hat. Sitz des Unternehmens, das momentan zwischen zwei und fünf Mitarbeitenden beschäftigt, ist in Neubrandenburg. Dort wird alles gebaut, was mit Schaltkreisen zu tun hat. Die Einlegesohle und das Drumherum werden in der Hansestadt Greifswald produziert. Lars Eschenburg schätzt die kurzen Wege zu Investorinnen und Investoren im Land. Momentan arbeitet er am Ausbau eines Produktionsstandortes und weiterer Vertriebswege.
Auf den ersten Blick sieht die Sohle wie eine herkömmliche Einlegesohle aus. Doch an der Unterseite befindet sich ein Gehäuse für Elektronik.
Schale und Gehäuse aus 3D-Drucker
Schale und das Gehäuse werden im 3D-Druckverfahren hergestellt – auf selbst konstruierten 3D-Druckern. „Mit steigender Stückzahl wird nach alternativen Fertigungsverfahren geschaut“, erklärt Lars Eschenburg. „Bis auf die Platine und die Sensorschicht wird alles in Handarbeit hergestellt. Die Oberfläche ist nach einem idealen Fuß designt, so, wie der Fuß gestützt werden sollte“, fügt er hinzu. Testweise werden die Sohlen auch für maßgefertigte Einlagen hergestellt. Dafür werden die Füße der Patienten dreidimensional vermessen. Perspektivisch wünscht sich Lars Eschenburg Kooperationen mit Partnerunternehmen, die diese Aufgabe übernehmen und mit Sanitätshäusern, die die intelligenten sensorischen Sohlen anbieten. Aktuell sind sie nur im Onlineshop erhältlich. Ein internationales Patentverfahren läuft. „Unsere Technologie hat sehr viel Potential“, sagt Lars Eschenburg stolz.
Unsere Technologie hat sehr viel Potential.
Lars Eschenburg
Osentec mit internationalem Preis geehrt
Im vergangenen Jahr wurde die Firma Osentec für ihre Entwicklung mit dem „Baltic-Sea-Region Health Innovation Award“ ausgezeichnet, einem international ausgerichteten Preis für innovative Ideen von Unternehmen in der Gesundheitswirtschaft.