Leben

Mecklenburger Milch macht Schule

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Autorin: Juliane Fuchs

Die van der Hams leben und wirtschaften in Kreisläufen. Der Familienbetrieb produziert vom Futter bis zum Endprodukt alles selbst und liefert Milch bald bis in die Schule.

Vollmilch oder Schokotrunk. Kinder zogen Schulmilch in verschiedenen Geschmacksrichtungen schon früher durch die Strohhalme. Seit dem Schuljahr 2017/18 finanziert ein EU-Programm nun unter anderem einmal pro Woche eine Portion Milch (200 Milliliter) für jedes Grundschulkind in Mecklenburg-Vorpommern. Etwa 21.700 Kinder kamen im Schuljahr 2022/2023 in den Genuss.

Alles aus dem eigenen Betrieb: Vom Gras bis zur Schulmilch

Die Milchkühe der Van der Ham & Co. KG ergänzen die Ernährung von mehreren Tausend Heranwachsenden in Mecklenburg-Vorpommern. Dafür erweiterte die Familie mit holländischen Wurzeln ihre hofeigene Molkerei um eine Abfüllanlage. Die Becher für die Schulmilch tragen das Regionalzeichen „Natürlich aus MV“ für Produkte aus dem „Land zum Leben“.

Bei den van der Hams fühlen sich die Tiere wohl – von klein auf an.

Matthijs van der Ham hat von der Kuh bis zur Maschine alles im Griff.

Vom Futter auf der Weide bis zur Verpackung – Matthijs van der Ham und seine Familie produzieren mit ihrem zehnköpfigen Team im Hofbetrieb alles selbst und vermarkten ihre Erzeugnisse ausschließlich im nordöstlichen Bundesland. Vor 20 Jahren haben seine Eltern den Milchviehbetrieb in Bollewick im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte übernommen. Neben der Arbeit im väterlichen Betrieb macht Matthijs seinen Master in Nachhaltigem Agrarmanagement an der Hochschule Neubrandenburg.

Unser Ziel ist eine Kreislaufwirtschaft mit kurzen Wegen, in der wir nachhaltig hochwertige Lebensmittel produzieren und regional vermarkten.

Matthijs Van Der Ham

Etwa 200 Kühe käuen wieder, was die Landwirte auf mehreren Hundert Hektar anbauen: Gras, Roggen und Mais. Ohne Gentechnik, Soja und Glyphosat. Für eine ausgewogene Fütterung werden Zusätze wie Rapsextraktionsschrot, ein Abfallprodukt aus Ölmühlen, zugekauft. „Wir füttern unsere Kühe individuell. Ein Tier, das täglich mehr als 30 Liter Milch gibt, erbringt eine Höchstleistung und braucht die richtige Energie“, sagt Matthijs van der Ham.

Im Sommer genießen die Tiere tagsüber die Weide, nachts und in den kalten Monaten die Behaglichkeit des Stalles. Nur das Melk-Ritual unterbricht morgens um 4 Uhr und nachmittags um 16 Uhr den Alltag der Kühe. Rund 6.000 Liter fließen täglich aus knapp 200 Eutern in den Tank. Ein Teil der Milch durchläuft ein Rohrsystem in der angeschlossenen Molkerei. Dort erwärmt ein Pasteurisator sie für 20 Sekunden auf 72 Grad Celsius. Das tötet Keime, macht die Milch länger haltbar und bewahrt ihren natürlichen Geschmack.

Das so behandelte Getränk fließt direkt in Container oder wird in Verpackungen, etwa für die Schulmilch, portioniert. Mitarbeitende bestücken mit den Containern die Van-der-Ham-Milchautomaten unter anderem in Neustrelitz, Rostock, Röbel sowie Penzlin, beliefern Milch verarbeitende Betriebe wie Eis- und Käsemanufakturen und fahren verschiedene Schulen an. „Bislang vermarkten wir etwa 20 Prozent unserer Milch direkt“, erklärt der Landwirt.

Bioenergie aus Gülle und Sonne

Vater und Sohn sind stolz auf ihren Betrieb. Vom Weidefutter bis zur Milchverpackung – hier wird alles selbst produziert.

Abfallprodukte wie Gülle und Futterreste sowie eigens angebauter Energiemais befeuern seit dem Jahr 2010 die hofeigene Biogasanlage. Diese riesige Biotonne, wie Matthijs van der Ham sie nennt, und die etwa 5.000 Quadratmeter große Photovoltaik-Anlage auf dem Stalldach liefern zusammen so viel Strom, wie der Agrarbetrieb und etwa 1.200 Vier-Personen-Haushalte benötigen.

Die entstehende Nahwärme beheizt rund 80 Haushalte im Dorf. „Damit beteiligen wir uns am Projekt ‚Bioenergiedorf Bollewick‘. Mit den Gärresten aus der Biogasanlage düngen wir unsere Äcker und so schließt sich der Kreislauf“, erklärt Matthijs van de Ham.

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