In seinem ganzen Arbeitsleben hat Uwe Ahrens den Rostocker Überseehafen nie verlassen – seit mehr als 45 Jahren. Inzwischen ist er Leiter von Euroports Bulk Terminal und kommt nach wie vor mit Begeisterung zur Arbeit.
Auf dem Fensterbrett im Büro stehen lauter kleine Gläser, darin Erz und Kohle, Salz und Getreide und andere Schüttgüter, die unten am Kai umgeschlagen wurden. Und der ist hinter der Scheibe zu sehen – das Reich von Uwe Ahrens. Neben den Schiffen verlaufen Gleise, mehrere Krane ragen an der Kaikante in den Himmel. Einer der stählernen Riesen stammt von 1961 – „mein Geburtsjahr“, lacht Ahrens.
Hafen mit bewegter Geschichte
Im Rostocker Überseehafen hat er seine komplette Arbeitszeit verbracht. „Meine Lehre habe ich am 1.9.1978 hier begonnen, Facharbeiter für Lagerwirtschaft und Umschlagprozesse“, erzählt er. Gleich nach dem Abschluss begann er auf dem Schüttgutterminal, leistete harte körperliche Arbeit. Bald qualifizierte Ahrens sich weiter, wurde Gangleiter. In vier Schichten, jeden Tag, rund um die Uhr, wurden Waren und Güter umgeschlagen. „Im Hafen haben damals insgesamt etwa 6.000 Leute gearbeitet“, erinnert er sich.
Ahrens war seitdem unter mehreren Eigentümern tätig: Nach der Wende wurde aus dem VEB Seehafen eine Umschlagsgesellschaft, einige Jahre später verkaufte die Stadt den Hafen an einen israelischen Kaufmann. Umschlag-Spezialist Ahrens blieb und wurde 2004 zum Betriebskoordinator berufen. Seit 2012 heißt sein Arbeitgeber Euroports, vor zehn Jahren wurde er Leiter von Euroports Bulk Terminal. „Ich bin verantwortlich für den see- und landseitigen Umschlag der Schüttgüter – mit allem, was dazugehört“, erklärt er. Und auch im Hafen hält immer wieder neue Technik Einzug, zum Beispiel gibt es inzwischen vollelektrische Krane.
Ich koordiniere die Termine, teile Personal und Technik ein, steuere die Abläufe.
Uwe Ahrens, Leiter von Euroports Bulk Terminal
Freude an der Arbeit
Sein Arbeitstag beginnt früh, schon vor sechs Uhr ist er auf dem Gelände unterwegs, behält alle Abläufe im Blick und organisiert die Aufgaben für den kommenden Tag. Etwa die Hälfte seiner Arbeitszeit verbringt er draußen, die andere Hälfte am Computer.
Über die Jahrzehnte wurden auf dem Schüttgutterminal viele verschiedene Produkte umgeschlagen: Erze und Düngemittel, Steinkohle für das Kraftwerk nebenan, Holzhackschnitzel und Baustoffe, aber auch Zucker oder Salz – „alles, was greiferfähig ist“, sagt Ahrens, und die Begeisterung für seine Arbeit ist herauszuhören. Bis heute kommt er jeden Tag gern zur Arbeit: „Ich freu mich immer darauf, das alles zu erleben.“
In etwa zwei Jahren wird Ahrens seinen Platz verlassen. Vormann Andy Sanftleben soll der Nachfolger werden, derzeit absolviert der junge Kollege seine Meisterausbildung. „Ihm möchte ich mit auf den Weg geben, Mut für Entscheidungen zu haben“, sagt Ahrens. „Fehler können passieren, aber dann macht man es eben beim nächsten Mal besser.“