Autorin: Juliane Fuchs
Aronia, Mandeln, Walnüsse, Pfirsiche und Aprikosen – die Inselmühle Usedom GmbH kultiviert, erntet und verarbeitet exotische Früchte und Agrarerzeugnisse auf Deutschlands Sonneninsel.
Alex steht am Peenestrom bei Usedom vor einer gewaltigen Aufgabe. Der Wasserbüffelbulle soll mit seinen Kühen im kommenden Jahr rund 20 Kälber zeugen. Die Inselmühle Usedom GmbH hat auf knapp 40 Hektar Weideland mit Alex und zwei Dutzend Kühen eine Büffelzucht gegründet, die nicht mit feuchten Untergründen hadert. Wo herkömmlichen Rinderarten Klauenprobleme drohen, suhlen Wasserbüffel sich behaglich im nassen Untergrund.
Kleine Experimente gedeihen im großen Stil
Die Viehzucht ist nur eines von mehreren landwirtschaftlichen Pilotprojekten der Naturmanufaktur im Dorf Mönchow, die exotisch anmuten. „Unsere anfänglich kleinen Experimente gedeihen schnell im großen Stil“, sagt Antje Hackbarth. Die Leiterin der Landwirtschaft in der Naturmanufaktur erinnert sich an den Versuch mit Öl-Kürbissen, die „nur zum Wachsen hingestellt wurden“. Im ersten Jahr trug die Ernte 8.000 Kürbisse ein. Zurzeit wachsen versuchsweise Olivenbäume vor dem Eingang der historischen Inselmühle, in der vor 160 Jahren noch Getreide gemahlen wurde.
Unsere anfänglich kleinen Experimente gedeihen schnell im großen Stil.
Antje Hackbarth
Alles im Sinne der Kreislaufwirtschaft
Moderne Maschinen pressen etwa 10.000 Liter Leinöl aus insgesamt 32,5 Tonnen Früchten. Die Ernte einer Saison wird in kleinen Chargen von einigen hundert Litern verarbeitet, weil das flüssige Gold aus Lein nur vier bis sechs Monate haltbar ist. Der dabei entstehende Presskuchen wird verfüttert. Ganz im Sinne der Kreislaufwirtschaft und der Philosophie der Inselmühle. Dabei kooperiert das Usedomer Unternehmen mit regionalen Land- und Gastwirten.
Aprikosensenf aus eigenem Anbau und eigener Produktion
Im Jahr 2020 hat die Naturmanufaktur die Produktion regionaler Lebensmittel gestartet. Am 9. Juli desselben Jahres öffnete der Hofladen und bietet kalt gepresste Speiseöle, naturbelassene Säfte, delikate Fruchtaufstriche, Pommern-Senf, Liköre und Fruchtweine feil. Die Früchte reifen in der Region und werden in der Inselmühle verarbeitet. Mittlerweile finden Kunden Produkte der Inselmühle sogar in den Regalen von Edeka, Rewe, Globus und in vielen Dorfläden. Dafür sorgt unter anderem Felix Radant. Der Außendienstmitarbeiter vertreibt die regionalen Spezialitäten von der Sonneninsel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern, Berlin und Brandenburg. „Der Aprikosensenf aus eigenem Senf- und Aprikosenanbau ist 2023 am meisten gefragt“, sagt er.
Die Aprikosenernte war im Vorjahr richtig gut, im Jahr 2023 aber fiel sie mau aus. „Die Bäume ruhen vier von zehn Jahren aus. Ein zu kaltes Frühjahr, zu wenig Bienen. Das kalkulieren wir ein“, erklärt Antje Hackbarth. Dafür war die Johannisbeerernte umso reicher. Die Früchte werden in Likören, Weinen, Fruchtaufstrichen und Bieren verarbeitet.
Der Aprikosensenf aus eigenem Senf- und Aprikosenanbau ist 2023 am meisten gefragt.
Felix Radant
Ein Schloss inmitten Mecklenburger Weinberge
Das historische Gemäuer von Schloss Rattey in Schönbeck krönt den zweiten Inselmühle-Standort. Es beherbergt ein Hotel und liegt in einem Weinanbaugebiet von 35 Hektar inmitten der Brohmer Berge. Ein Dutzend Rebsorten gedeiht auf Norddeutschlands größtem Weingut. Hinzu kommt eine Brauerei. Im Schloss Rattey gären die Brauer im offenen Bottich Gerstensaft verschiedenster Sorten und Geschmäcke.
Regional, nachhaltig und zertifiziert
Genauso wie die bereits erfolgreich eingeführten Produkte der Inselmühle könnten künftig auch Kürbisproduke aus eigenem Anbau und eigener Produktion in die Ladenregale gelangen. Die ersten tiefgekühlten Fleischwaren von Wasserbüffeln aus artgerechter Haltung liegen bereits in den Truhen. Alles regional, nachhaltig und mittlerweile auch zertifiziert. „Das Regionalzeichen ,Natürlich aus MV‘ wurde uns beurkundet, im kommenden Jahr zeichnen wir damit unsere Produkte aus“, sagt Antje Hackbarth.
Warum nutzen Sie das Regionalzeichen?
Mit dem Regionalzeichen „Natürlich aus MV“ bekräftigen wir Kundinnen und Kunden unser Leitbild: Aus der Region für die Region.
Auf welchen Produkten nutzen Sie das Regionalzeichen?
Pommern-Senf, Fruchtaufstriche, kalt gepresste Speiseöle und Liköre – wir nutzen das Imagezeichen auf allen Produkten, bei denen wir von Anbau bis Verkauf alles selbst umsetzen.
Was kann MV in Sachen Regionalität besonders gut?
MV ist ein Flächenland. Die landwirtschaftlichen Gebiete eignen sich hervorragend für die regionale Produktion, sogar für Rohstoffe wie Rapsöl.
Warum sollte man regionale Produkte kaufen?
Regionale Produkte sparen Ressourcen und unterstützen den Klimaschutz.
Kurz: Wir retten die Eisbären.