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Das Kranich-Fieber erfasste Anne Kettner auf ihrer ersten Vogel-Exkursion als Rangerin. Seitdem faszinieren die größten heimischen Vögel die gebürtige Rostockerin. Bis zu 150.000 Tiere rasten gleichzeitig in Mecklenburg-Vorpommern, wo jede und jeder die Vögel des Glücks erleben kann. „Man muss sich einfach ins Feld stellen”, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin des NABU-Kranichzentrums.
© Thomas Grundner
Rhythmisches Surren zerschneidet die Stille. Die Luft vibriert, als sich ein großer Trupp Kraniche in die Luft erhebt. Begleitet von gellenden, trompetenartigen Rufen fliegen die Vögel über die Köpfe von Anne Kettner und ihrer Besuchergruppe hinweg. Auf ihrer ersten Exkursion als Rangerin im September 2009 infiziert sich die gebürtige Rostockerin mit Kranich-Fieber. „So nennen wir das”, sagt die wissenschaftliche Mitarbeiterin. Seit 2013 arbeitet die studierte Landschaftsökologin fest im Kranichzentrum des Naturschutzbundes (Nabu) in Groß Mohrdorf bei Stralsund.
Rund 150.000 Kraniche nutzen Mecklenburg-Vorpommern Mitte Oktober als „Tankstelle” auf ihrer Durchreise zwischen Norden und Süden. Die Region „Darß-Zingster Boddenkette und Rügen” gehört mit ihren flachen Gewässern zu den wichtigsten Kranich-Rastplätzen Europas. Hier rasten im Herbst bis zu 70.000 der majestätischen Vögel.
Etwa 5.000 Kraniche bleiben fast unbemerkt in MV. Sie brüten in den zahlreichen Mooren und Feuchtgebieten. Deshalb treibt Anne Kettner für das Projekt „Vernetzte Vielfalt an der Schatzküste” bis 2026 die Renaturierung eines Niedermoores am Günzer See voran. „Wenn der Wasserstand steigt, wachsen die Moore und sichern den Lebensraum der Kraniche und weiterer Arten.
Anne Kettner, wissenschaftliche Mitarbeiterin des NABU-Kranichzentrum in Groß Mohrdorf
Die natürlichen Flachwasserzonen bieten Kranichen Schutz vor Fressfeinden. Aber die heimischen Kranichpaare haben immer weniger Jungtiere”, sagt die gebürtige Rostockerin. Im neuen NABU-Kranichzentrum in Günz entstehen Insekten- und Moorwelten, die über Nahrung und Lebensraum der Großvögel informieren.
Kraniche sind mit einer Flügelspannweite von bis zu 2,20 Metern und einer Größe von bis zu 1,30 Metern die größten heimischen Vögel. Ihr beeindruckendes Balzritual brachte ihnen den Namen „Tänzer des Nordens” ein.
Regelmäßig geht Anne Kettner ins Feld, wie sie es nennt, und beobachtet den Abendanflug. „Wenn tausende Kraniche vom Futterplatz zur Nachtlagersuche aufbrechen, ist das ein unvergessliches Naturschauspiel. Jeder kann das im Land zum Leben erfahren”, sagt die Naturschützerin.